Eine besondere Rolle spielt dabei die Europoolpalette, auch Europalette oder Flachpalette genannt. Sie wurde im Jahr 1961 erstmals von der Vereinigung der Internationalen Eisenbahnen (UIC) in Form und Mass festgelegt und wird heute nach EN 13698-1 gefertigt. Die Holzpaletten im Format 800 x 1200 x 144 mm können von allen vier Seiten mit einem Gabelstapler, FFZ oder Hubwagen unterfahren werden und bei gleichmässiger Verteilung der Last bis zu 2000 kg Zuladung tragen, die maximal zulässige Punktlast liegt bei 1000 kg.
Flachpaletten nach Euronorm lassen sich nicht nur für den innerbetrieblichen Transport einsetzen, sie sind auch zur Lagerung von Waren geeignet. Diese bringen damit quasi ihren benötigten Fachboden im Regal mit, die Einlagerung erfolgt per Stapler oder FFZ längs oder quer im Palettenregal auf Paneelen, Traversen oder speziellen Palettenträgern. Auch im Warenausgang stellt die Palette ein optimales Packmittel dar, da sie bei der Verladung auf Wechselbrücken oder Sattelzug den verfügbaren Raum bestmöglich ausnutzen und so keine Ladefläche verschenkt wird.
Neben dem klassischen Europalettenmass von 800 x 1200 mm sind auch Viertel-Europaletten im Format 400 x 600 mm und Displaypaletten mit halbem Euromass (800 x 600 mm) im Umlauf, ebenso Behälter mit diesen Massen. Jene sind vor allem in der Automobilindustrie verbreitet, finden aber auch bei immer mehr Unternehmen anderer Branchen Anwendung, da sie dabei helfen, das Aufkommen an Verpackungsmaterial zu reduzieren.
Weltweit sind nach aktuellen Schätzungen 500 Millionen Europaletten im Umlauf, der Grossteil davon in Europa. Da es sich um ein Poolsystem handelt, werden Paletten zwischen zwei Unternehmen in der Regel getauscht, das heisst, die an den Spediteur oder Kunden übergebenen Paletten werden von diesem durch gleichwertige Europoolpaletten ersetzt, entweder Zug um Zug direkt bei Übergabe oder über eine Gutschrift auf einem Palettenkonto.
Für den Umschlag und das Palettenhandling müssen im Betrieb geeignete Gerätschaften vorhanden sein. Eine leere Palette wiegt bereits zwischen 20 und 24 kg (je nach Restfeuchte des Holzes und der Holzart) und ist damit nur mit Anstrengung manuell zu bewegen. Mit einem Handhubwagen oder einem Stapler lässt sie sich hingegen einfach aufnehmen und versetzen. Bei der Auswahl des Gerätes sind die Palettengewichte und Hubhöhen zu berücksichtigen, sie stellen die wichtigsten Auswahlkriterien beim Staplerkauf dar.
Europaletten im Lager (Bild: © bikeriderlondon – shutterstock.com)
Damit die verladenen Güter auch heil und unbeschadet beim Kunden ankommen, ist eine Ladungssicherung unverzichtbar. Diese besteht in der Regel aus einer Gitterbox, Holzrahmen oder einer Folierung mit Stretchfolie. Gitterboxen und Holzrahmen stabilisieren das Transportgut auch gegen seitlich einwirkende Kräfte von aussen, sind jedoch vergleichsweise kostenintensive Lösungen, bei denen ebenso ein Lademitteltausch oder Wertausgleich vereinbart werden muss.
Stretchfolie bietet ebenso gute Stabilisierung gegen Verrutschen oder Verschieben, besonders wenn die Kartonagen oder Behälter ebenfalls am standardisierten Grundmass ausgerichtet sind und damit die Grundfläche vollständig und ohne Raumverlust bedecken. Sollen mehrere Lagen Kartonagen aufgestapelt werden, können Zwischenlagen aus spezieller Folie zusätzlich das Verrutschen verhindern, sie sind jedoch nur eine Ergänzung und kein Ersatz für die umlaufende Folierung der Palette.
Damit die Waren nicht ins Rutschen kommen können, muss die Folie nicht nur um die Kartonagen geführt, sondern auch mit einem Holm der Palette verknotet werden. Zudem muss die Folie auch über die Holme geführt werden; dies behindert den weiteren Umschlag per Stapler oder Ameise nicht, da die Folie leicht von den Gabelspitzen durchtrennt werden kann. Wird allerdings darauf verzichtet, die Palette selbst mit einzuwickeln, besteht grundsätzlich die Gefahr, dass die Ladung auf der Palette ins Rutschen gerät und sich verschiebt.
Auch wenn sie viele Vorteile für die in- und externe Logistik bietet, ist die Europoolpalette nicht immer die beste aller Möglichkeiten. Denn im internationalen Handel mit ISO-Containern erweist sich das Palettenmass als nicht optimal, eine maximale Ausnutzung der Ladefläche ist hier nur mit Industriepaletten (Grundfläche: 1200 x 1000 mm) möglich. Auch müssen für den Export Holzpaletten nach IPPC behandelt werden oder sind generell nicht einfuhrfähig.
Eine Alternative stellen Paletten aus Wellpappe dar, die als Einwegpaletten konzipiert sind. Sie sind insbesondere eine preisgünstige Alternative zur klassischen Gitterbox und problemlos weltweit exportierbar. Zudem können sie in vielen Formen hergestellt werden, wodurch sie sich besonders für den Einsatz am PoS eignen.
Ebenso sind Paletten aus Kunststoff, Pressspan oder Metall in Verwendung; besonders bei letzteren ist das höhere Eigengewicht zu berücksichtigen, wenn sie in die betrieblichen Prozesse integriert werden sollen. Vor allem bei der Lagerung sind die maximale Tragkraft und zulässige Feldlast des Regals zu beachten.